Omaijadenreich

Omaijadenreich
Omaijadenreich
 
Moawija war bereits lange Jahre Statthalter von Syrien gewesen, bevor er sich nach dem Tode seines Widersachers, des vierten Kalifen Ali selbst als Kalif huldigen ließ. Moawija (661-80) herrschte über das ganze islamische Reich, das er von Damaskus aus verwaltete. Er war der erste Kalif der Omaijadendynastie, die bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts an der Macht blieb; Damaskus, damals eine der schönsten Städte des Orients, wurde zur Hauptstadt erhoben.
 
Die Gegner des neuen Kalifen verziehen ihm nie, die Macht auf unredliche Weise an sich gerissen und das Kalifat in ein erbliches Amt umgestaltet zu haben. Jedoch konnte Moawija in den Augen der Muslime für sich verbuchen, den Bürgerkrieg beendet und so für die Verbreitung des territorialen wie des ideellen Einflusses des Islam Großes geleistet zu haben. Auch im Titel des Kalifen wurde der neuen Ordnung Rechnung getragen; der Nachfolger des Propheten (»Chalifat Rasul Allah«) war nun auch der Nachfolger Allahs (»Chalifat Allah«). Der Einfluss der Südaraber, der bereits bei der Eroberung Ägyptens und Nordafrikas sehr groß gewesen war, verstärkte sich und führte dazu, dass später die treuesten Verbündeten der Omaijaden im Maghreb und in Spanien zu finden waren.
 
Mit Jasid I. (680-83), Moawijas Sohn, der Husain, den zweiten Sohn Alis aus der Ehe mit Fatima, der Tochter des Propheten, ermorden ließ, begannen wieder heftige innere Auseinandersetzungen. Mit Merwan I. (684/85), der auf die kurze Regierungszeit von Moawija II. (683/84), Jasids Sohn, folgte, ging die Herrschaft an einen anderen Zweig der Omaijadendynastie über. Erst dem zweiten Kalifen dieses neuen Herrscherhauses, Abd Al Malik (685-705), gelang es, das Reich wieder zu einigen, sodass er nach Moawija I. als zweiter Gründer des Omaijadenreiches betrachtet wird. Die Verwaltung wurde reorganisiert, das Arabische zur Sprache der Verwaltung erhoben und wichtige Bauvorhaben wie etwa der Felsendom in Jerusalem (688-91) in Angriff genommen. Abd Al Malik gelang es, Jerusalem zum konkurrierenden Wallfahrtsort des Islam zu erheben.
 
Die Ruhe im Reich ermöglichte die Fortsetzung der Eroberungszüge: Die Omaijaden drangen bis vor die Tore von Konstantinopel vor, das jedoch nie von arabisch-islamischen Kalifen erobert wurde, sowie nach Osten, wo 712 Samarkand in ihre Hände fiel. Im Jahre 711 überquerte ein arabisch-berberisches Heer unter ihrem Anführer Tarik Ibn Sijad die Meerenge von Gibraltar; 718 war der größte Teil Spaniens vom Omaijadenreich unterworfen und wurde von einem Emir verwaltet. Zwar bot Karl Martell dem Vormarsch der arabisch-islamischen Truppen, die noch weiter nach Norden vorgestoßen waren, 732 bei Tours und Poitiers Einhalt, doch blieb die Herrschaft der Omaijaden in Spanien (ab Anfang des 10. Jahrhunderts sogar als Omaijadenkalifat von Spanien) bis zum Ende des 15. Jahrhunderts erhalten.
 
Bereits im Jahre 750 war die Omaijadendynastie in Damaskus erloschen, nachdem ihr letzter Kalif, Merwan II. (745-50), von Abul Abbas As Saffah, der aus der Familie des Onkels des Propheten stammte, verfolgt und in einer Schlacht besiegt worden war. Abul Abbas As Saffah war der erste Kalif aus der dritten Dynastie der arabischen Kalifen, der der Abbasiden.

Universal-Lexikon. 2012.

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